Dr. A. Merkel schrieb am 14.12.2017 - 23:19 Uhr
Sehr geehrter Herr Sudendey,
als Vorsitzende einer christlichen Partei bin ich eigentlich gar nicht an der Natur interessiert. Doch in meiner Funktion als Kanzlerin aller Menschen in Deutschland habe ich mich in der Vergangenheit auch immer wieder mit der Vogelguckerei in unserer Republik beschäftigt. Täglich habe ich einschlägige Internetseiten wie die des Club300 besucht, um mir ein umfangreiches Bild vom Geschehen machen zu können.
Lieber Herr Sudendey, ihr herausragendes Können ist mir sogleich aufgefallen. Und jetzt haben sie doch tatsächlich innerhalb von nur fünf Wochen zwei ganze Nonnensteinschmätzer in Ostfriesland gefunden. Das hatte zuvor noch keiner geschafft.
Leider haben Sie die vielen Bundesverdienstkreuze, die ich Ihnen zugeschickt habe, nicht angenommen. Na ja, ich finde diese Dinger ja auch nicht wirklich schön, aber es ist die Geste, die dahintersteckt, auf die es ankommt. Haben Sie das etwa nicht verstanden?
Ich war noch nie in Ostfriesland, aber vielleicht sollte ich dort mal einen Urlaub verbringen. Mein Mann will immer ins Sauerland. Ich weiß nicht einmal, warum. Aber ich bevorzuge Ischia, wo wir seit vielen Jahren unseren Osterurlaub verbringen, mein Mann und ich. Eigentlich ist es mir sogar völlig egal, ob wir nach Ischia oder Korsika fahren.
Hauptsache Italien.
Ich liebe es, mich dort in so ein kleines, schnuckeliges Straßencafe zu setzen und den schönen langhaarigen Italienern nachzuschauen. Manchmal pfeife ich ihnen auch hinterher, doch nur dann, wenn eine lila Lockenperücke meine wahre Identität verhüllt und mein Mann noch in der Koje liegt. Der darf das niemals mitbekommen, denn sonst wird der Joachim sauer.
Aber so richtig, Herr Sudendey!
Oh Mist, jetzt habe ich doch glatt die Weinflasche umgestoßen! Alles voll, der ganze Sekretär, die Tastatur und, einen Moment, jetzt auch der teure Fußboden. Sie werden es nicht glauben, Herr Sudendey, aber ich schreibe Ihnen persönlich. Normalerweise wird diese lästige Kacke, verzeihen Sie mir diesen Ausdruck, aber es ist spät und ich habe schon einen im Tee, von meinen Mitarbeitern erledigt, doch die hatten heute allesamt keine Zeit. Nebenjobs, Herr Sudendey, Sie verstehen.
Zwei meiner Mitarbeiterinnen z. B. schreiben Reden für diese Emporkömmlinge von der AfD. Die können das nämlich nicht alleine, diese Nullen. Und so kann man die in die richtigen Bahnen lenken, ohne dass sie es bemerken. Und so furchtbar weit liegen wir doch auch gar nicht auseinander, so politisch gesehen, Herr Sudendey.
Mein Mann muss das jetzt aber mal hier wegmachen, die ganze rote Suppe. Das fängt schon an zu kleben. Wenn er das sieht, wird der Joachim aber richtig sauer. Aber ich habe hier die Hosen an, Herr Sudendey, nur ich allein. Das haben Sie bestimmt schon mal im TV gesehen, oder etwa nicht? Immer Hosen, nie ein Kleid.
Boah, jetzt merke ich den Wein erst so richtig!
Wie gut, dass mir die halbe Pulle erspart geblieben ist. Dass ich sie umgestoßen habe, war ein Wink mit dem Zaunpfahl. So vom Schicksal und so weiter, Herr Sudendey. Und es handelte sich doch eh nur um so ein billiges Gesöff aus dem Aldi.
Die meisten Menschen denken ja, der Job der Kanzlerin sei eine kurzweilige und einfache Sache. Mal so eben erledigt, zwischen Tür und Angel. Und überbezahlt noch dazu. Aber ich sage Ihnen, es ist nicht selten auch purer Stress. Oft weiß ich nicht einmal mehr, woher ich die Zeit für den Gang zur Toilette nehmen soll. Ja, Herr Sudendey, das kann ich Ihnen ruhig anvertrauen, auch ich als Kanzlerin muss ab und zu für kleine Mädchen. Auch das können sich viele Menschen nicht vorstellen. Aber ich bin nicht Kim Jong-un. Der kann einfach alles ausschwitzen, wenn man seiner Propaganda Glauben schenken darf.
Aber wer glaubt dem schon, diesem kleinen Fettsack.
Mein Mann, Herr Sudendey, der Joachim, ist schon seit Stunden in der Küche am Werkeln. Es klappert und scheppert gerade im Hintergrund. Bin echt gespannt, was er heute kreiert. Der hat es voll drauf. Er tauscht sich auch immer aus, wenn es um Rezepte geht, mit all diesen eleganten Präsidentengattinnen, bei all diesen öden Staatsbesuchen. Da ist er dann immer der Hahn im Korb. Und ich gönne ihm das aufrichtig. Ich meine, ich leiste mir ja auch immer wieder den einen oder anderen Blick auf Ischia und so weiter.
Oh, die Küchentür geht in diesem Augenblick auf, Herr Sudendey. Bestimmt glauben Sie mir nicht, aber jetzt kann ich es kaum noch aushalten. Komisch, es duftet gar nicht. Ich muss schnell mal nachsehen, was er da auf den Esstisch gezaubert hat. Einen Moment, ich bin gleich zurück...
So, da bin ich wieder, Herr Sudendey. Sie ahnen ja nicht, was es hier heute Abend zu essen gibt. Ich hatte ja mit einem Sauerbraten in Sauerampfersoße gerechnet. Und mit einem sauren Wein vom Südhang des Teutoburger Waldes, wenn ich ehrlich sein soll, aber es gibt?
Leckere Käsebrötchen!
So, ich muss jetzt Schluss machen, Frank, mein Magen knurrt bereits wie ein hungriger Grizzly.
Ach so, dein Hochleistungsblog ist einzigartig. Dank deiner Geschichten interessiere ich mich jetzt wirklich für die Natur!
Deine Äindschie